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Auswanderung nach BrasilienDer 25. Juli 1824 ist im Süden Brasiliens ein markantes
Datum. Es stellt die Ankunft der ersten deutschen Einwanderer in die damals so genannte
Provinz Sao Pedro do Rio Grande dar, dem heutigen brasilianischen Bundesland Rio Grande do
Sul. Rio Grande do Sul ist
das südlichste der 16 Bundesländer Brasiliens und liegt um den 30. Breitengrad der
südlichen Halbkugel. Dort leben 9,6 Millionen Einwohner. Davon gehen etwa 3 Millionen
Einwohner auf deutschstämmige Vorfahren zurück. Rio Grande do Sul umfasst eine Fläche
von 282.184 km² und ist damit etwa 28 mal so groß wie Rheinland-Pfalz. Zurückzuführen ist
die Auswanderung nach Brasilien auf die Heirat der Erzherzogin Leopoldine aus dem Hause
Habsburg mit dem jungen brasilianischen Kaiser Pedro I am 13.3.1817 in Wien. In Brasilien
fanden zu dieser Zeit kriegerische Auseinandersetzungen und Invasionen um die Verteidigung
der brasilianischen Grenzen statt. Leopoldine wusste, dass ihre Ahne, Kaiserin Maria
Theresia das Gebiet entlang der Donau hatte besiedeln lassen, um der Bedrohung des
österreichischen Territoriums durch den Vorstoß der Türken in Richtung Zentraleuropa
entgegenzuwirken. Man dachte, dass eine etwas intensivere Kolonialisierung im Süden
Brasiliens dazu beitragen könnte, die geopolitische Situation zu festigen. Wo aber die
Kolonisten hernehmen? Die napoleonischen Kriege hatten gerade Elend und Not über
Deutschland gebracht. Die deutsche Abstammung der Kaiserin führte dann dazu, in
Deutschland Kolonisten anzuwerben. Die brasilianische Regierung lockte mit bezahlter
Überfahrt, Verleihung der Bürgerrechte, Vergabe von Land, Versorgung mit Vieh und
Steuerbefreiung für einige Jahre. Das Werben hatte Erfolg. Viele Deutsche, vor allem aus
dem Hunsrück, dem Rheinland, der Pfalz, Schwaben und Pommern nahmen die Gelegenheit wahr
und wanderten in der Folge nach Brasilien aus. Allein im Jahre 1845 wanderten aus der
Bürgermeisterei Rheinböllen 103 Menschen dorthin aus. Die erste deutsche Siedlung in
Brasilien erhielt zu Ehren der Kaiserin den Namen "Sao Leopoldo" und ist heute
eine Großstadt. Deutsche Kultur in BrasilienMit der Zeit
breiteten sich die Einwanderer immer mehr in Rio Grande do Sul und in den angrenzenden
Bundesländern aus. Heute noch findet man im Süden Brasilien Dörfer, dort Kolonien
genannt, deren Einwohner überwiegend aus Nachfahren deutscher Abstammung stammen. Dort
spricht man in der 6. Generation noch deutsch, allerdings nicht unser hochdeutsch, sondern
"Hunsrücker Platt" vermischt mit Begriffen aus der portugiesichen Sprache, der
Amtssprache in Brasilien. Man muss sich vorstellen, dass sich in diesen Kolonien die
Sprache nicht wie bei uns weiterentwickeln konnte. Hochdeutsch kannte man nicht. Begriffe,
die es damals noch nicht gab, wie Auto oder Flugzeug wurden in Karren oder Luftschiff
umgedeutet. Die deutsche Kultur
und das Brauchtum hat im Süden Brasiliens einen hohen Stellenwert. So findet man in den
heutigen deutschen Kolonien in Rio Grande do Sul und in den Nachbarstaaten Santa Catharina
und Parana noch viele Chöre. Praktisch jede deutsche Kolonie (Dorf) hat dort noch einen
Männer- oder Gemischten Chor. Gepflegt wird das deutsche Liedgut, insbesondere die
deutschen Volkslieder. Tanz- und Trachtengruppen führen deutsche Volkstänze neben den
einheimischen Gauchotänzen auf. Diese Volkstanzgruppen gibt es dort für Leute in jedem
Alter, von jung bis alt. Blasmusik mit deutschen Liedern ist sehr beliebt. Viele Dörfer
haben eigene Radiosender die ganztägig deutsche Blasmusik spielen. Das Oktoberfest in
Blumenau (Santa Catharina) mit Blasmusik und Bier ist nach dem Karneval in Rio das
zweitgrößte Fest in Brasilien. Blumenau ist ein "deutsches" Städtchen mit
typischen Fachwerkhäusern.
Links zu Auswandererlisten aus dem Hunsrück
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